Dokumentation, USA, 2019
Bikram Choudhury, in Indien geboren, migriert in die USA. Nach eigenen Aussagen, hätte er Nixon geholfen und der hat ihm die Green Card geschenkt. So hat er sich, dank seiner Beziehungen zur Prominenz und Politikern, zum gefeierten Yoga-Guru in Beverly Hills gemausert. Er lehrte seinen eigenen Yogastil – Bikram Yoga – und expandierte schnell in ganz Amerika. In den 90er Jahren begann er, neunwöchige Lehrerzertifizierungskurse anzubieten und Tausende von Lehrern auszubilden, die dann berechtigt waren, eigene Bikram-Yoga Studios zu leiten.
In der Dokumentation wird Bikrams Aufstieg und Fall aufgezeigt, dazu erzählen seine ehemaligen SchülerInnen über ihre Erfahrungen.
Sarah erzählt, wie begeistert sie von ihm sei. Dann wurde sie eines Tages in sein Büro gebeten, Bikram teilte ihr mit, er wolle eine Beziehung mit ihr. Wie dieses Gespräch ausging, weiss ich nicht. Sarah dachte sich nur, mit Wimper-Klimper-und-Augen-Aufriss samt gespielter Dramatik „Ohhhh maaayyyy Goooodd“. Hatte sie aber „Nein, ich will nichts von dir“ gesagt?
Später drängte er sich ihr auf, sie lief davon. Aber sie ging nicht weg, weil sie ja unbedingt erfolgreich sein und mit Bikram-Yoga Geld verdienen wollte. Jahre später als sie schon Mutter war, kam ihr in den Sinn, dass er sie sexuell belästigt hätte und mit ihrer Klage brachte sie den Stein ins Rollen.
Eine andere Frau erzählt, wie er sie vergewaltigt hätte, dann seine Shorts hochgezogen und sich zum Sofa begeben. Sie ging zu ihm, küsste ihn auf die Stirn und verliess das Zimmer.
Weitere Frauen erzählen, wie toll sie ihn früher mal fanden. In den Aufnahmen wird gezeigt, wie er in seinen schwarzen Unterhosen auf diesem „Thron“ sass, fluchte, „Bitch“ schimpfte, etc. und die Leute lachten, um sich Jahre später, nachdem sie damit Geld verdient hatten, über seine rüde Art und seine komischen Unterhosen aufzuregen.
Ich überlegte die ganze Zeit, den ein oder anderen Exfreund zu verklagen, weil es Zeiten gab, in denen ich in die verliebt war und per se geistig umnachtet. Und so ein paar Jahre später, an die Stirn schlagend, wäre es doch toll, die dafür büssen zu lassen. Die müssen doch Gehirnwäsche betrieben haben, anders wär’s ja gar nicht möglich, dass ich mich auf sowas eingelassen hätte. Aber meine Exfreunde sind nicht reich und ich nicht mediengeil, also hab ich das wieder verworfen. Aber so kamen mir diese Berichte rüber. Scham, dass man sowas mal toll fand.
Ich kannte Bikram-Yoga bis zu dieser Doku gar nicht. Wahrscheinlich waren seine Absichten am Anfang durchaus aufrichtig, aber mit der Zeit ist er grössenwahnsinnig geworden. Wenn dich die Leute wie einen Gott anbeten, glaubst du doch mit der Zeit, Gott zu sein. Und offensichtlich wurde er angebetet. Es sagte ja auch niemand Nein. Er hatte jahrelang keine Klagen gehört.
Mir schien nicht alles glaubwürdig. Ich behaupte gar nicht, dass er kein Verbrecher ist. Was mich stört ist die Art, wie diese Doku gemacht ist. Netflix ist nicht an Fakten interessiert sondern einzig und allein an Empörung und Skandal-Produktion. Es wird angezweifelt, dass er tatsächlich Nixon kennengelernt hätte, aber die Frage, wie er zu seiner Green-Card kam, bleibt unbeantwortet. Es werden Fotos mit sehr vielen Prominenten und Politikern gezeigt, aber nicht näher darauf eingegangen. Seine Art Yoga zu praktizieren wird angezweifelt. Aber die Leute erzählen ja selber, dass sie sich danach wie neugeboren fühlten und seine Kurse sind auch jetzt im 2019 voll. Die Doku betreibt Meinungsmache statt sachlich und objektiv die Fakten aufzuzeigen.
Mich hat die Machart gar nicht überzeugt.
👎
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